Moneybots tragen keinen Schlips: Vincent Viola und der automatisierte Finanz-Cyberspace

Martin Ehrenhauser

Der US-Amerikaner Vincent Viola ist mit einem geschätzten Vermögen von rund 1,7 Milliarden US-Dollar der Pop-Star im Finanz-Cyberspace. Wer an den Computerbörsen in Wien, New York, London oder Frankfurt Finanzprodukte kauft, handelt mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Virtu Financial, dem hochfrequenten Geldroboter von Viola. 
Denn sei Money-Bot handelt automatisiert und in extrem hoher Frequenz an 235 unterschiedlichen Handelsplätzen, in 36 Ländern weltweit, mit rund 12.000 verschiedenen Finanzinstrumenten. Und das 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche. 
Und egal ob der Preis steigt oder fällt, Vinnies Geldroboter gewinnt immer. Das Unternehmen ist für Vinnie, wie Viola von seinen engen Freunden genannt wird, eine Art privater Geldautomat, der jährlich einen Netto-Gewinn von rund 160 Millionen US-Dollar ausspuckt. 
Dabei hat Vinnie kein Produkt und auch keine Kunden. Doch was ist das Geheimnis seines Erfolgs? Wie funktioniert der Geldroboter des ehemaligen US-Soldaten? Wer zahlt seinen Gewinn? Und vor allem: Macht sein Geldroboter unsere Welt besser? Eine spannende Reise durch die Glamour-Welt des Finanz-Cyberspace. 

Pop ist wenn man dazu tanzen kann? - Literarische Stimmen zum Zustand des Pop

Ronya Othmann, Luna Ali, Lea Sauer

3 Autorinnen fragen nach dem Pop in der Literatur. Das ganze wird in Form einer Lesung stattfinden. Die Autorinnen lesen ihre essayistischen-literarischen Texte. Damit man dazu tanzen kann, wird die Lesung in Zusammenarbeit mit einer Medienkünstlerin* gestaltet werden. Kein Wasserglas! Dafür Pepsi und Popcorn.
Lesen werden Luna Ali, Lea Sauer und ich (Ronya Othmann), drei Studentinnen des Deutschen Literatur Institut Leipzig.

Hunting high and low- Jens Balzer über den POP

Jens Balzer

Wie wirken sich der technische Fortschritt, die Automatisierung des Denkens, die maschinelle Optimierung des menschlichen Körpers und die Digitalisierung der Kommunikation auf die Popmusik aus? Und wie verändern sich dabei die Verhältnisse zwischen Politik, Populismus und Pop? Dazu möchte ich ein paar Überlegungen anstellen, am Beispiel verschiedener Phänomene aus dem weiten popkulturellen Feld zwischen High und Low; wobei ich diese begriffliche Polarität nach der 1986 von dem Boxsportavantgardisten René Weller aufgestellten Maxime behandle: “Wo ich bin, ist oben, falls ich mal unten bin, ist unten oben“.
Ganz oben unter den deutschen Popstars der Gegenwart findet sich ein populistischer Cyborg: Helene Fischer wurde nach Inspirationen aus der Künstlichen Intelligenz und der neuesten Empfehlungsalgorithmenforschung entwickelt und wird in ihrem Stil, ihrem Auftreten und ihrer politischen Botschaft unablässig durch ein komplexes Geflecht von Feedbackschlaufen rekursiv optimiert. Während die interessanteste deutsche Independent-Pop-Gruppe der Gegenwart, The Screenshots, aus drei hipsterpopulistisch musizierenden Twitter-Avataren besteht, die Kastenbärte und Fischerhüte mit Betriebssystem-Logos tragen und zugleich die damit angetrigerte innerlichkeitsfremde Oberflächenästhetik des digitalen Zeichengestöbers in den Gitarrenrock re-implementieren – also in jene musikalische Gattung, deren Gegenwart kaum etwas anderes kennt als vintage-analoge Authentizität.
So überkreuzen sich bei The Screenshots und Helene Fischer einander entgegenlaufende Versuche einer Dialektik von Posthumanität und Subjektivierung. Vollständig entsubjektiviert ist wiederum der popmusikalische Soundtrack der sogenannten Neuen Rechten: Es gibt ihn nämlich schlicht nicht, wie ich an einigen nicht vorhandenden Beispielen zu belegen versuche – obwohl die Neue Rechte sich gern als neue und einzig wahre zeitgemäße Popkultur etikettiert. Sollte die Rechte recht haben, wäre sie damit zugleich die erste Popkultur ohne Pop. Was bedeutet für die Verbindung von Populismus und Pop, für die Zukunft der Menschheit und der Musik?

The Internet of shitty Things goes POP

Christoph Boecken

Das IoT wird sich über kurz oder lang durchsetzen, trotzdem geht damit ein Sicherheitsrisiko einher, da wir uns einerseits abhängig vom Hersteller machen, die wiederum mit den Daten missbräuchlich umgehen oder sich erst gar nicht um die Sicherheit ihrer Hardware kümmern. Nutzte man früher für Botnetze noch anfällige Rechner, so sind es heute eben Drucker, Getränkeautomaten oder Leuchtmittel. Und gerade bei Dingen wie z.B. Autos oder Ampeln kann es hier auch mitunter lebensgefährlich werden. Der Vortrag ist kurzweilig und stellt in einer Präsentation ein paar der absurdesten Beispiele vor. Er soll ganz klar unterhalten, ohne dabei die ernsthafte Message zu vergessen.

Kryptopia – oder altes Geld mit neuen Mitteln?

Shermin Voshmgir, Ricardo Ferrer Rivero

Bitcoin wird nicht das neue Zahlungsmittel – dafür ist das Programm zu träge und verbraucht zu viel Energie. Aber die Technologie dahinter, die Blockchain, hat große Hoffnungen geweckt. Neue Anwendungsideen und Lösungen überschwemmen den Markt. Vier Trends fallen dabei auf:
1. Viele treibt die Gier. Im Netz versprechen selbsternannte Krypto-Experten und Trading-Gruppen das schnelle Geld. Mittlerweile kann man sogar auf den Kurs von Bitcoin wetten. Das treibt den Preis. Statt eines Tauschmittels sind Bitcoin und Co zur vermeintlichen Geldanlage geworden. 
2. Das Ziel scheint keine allgemeingültige, digitale Währung mehr zu sein, sondern die Neuordnung einzelner Branchen. Krypto-Unternehmen wollen den Musikmarkt umkrempeln, die Stromvergütung neu ordnen oder den Kauf von Cannabis vereinfachen. Dafür schaffen sie immer neue, digitale Tauschmittel – "Tokens". 
3. Blender haben leichtes Spiel. Offenbar reicht es, den Begriff Blockchain an eine Idee zu binden, schon stecken Menschen Millionen in Unternehmen. Immer wieder laufen Nutzer betrügerischen Drittanbietern auf.
4. Staaten wissen nicht, wie sie mit all dem umgehen sollen: Die einen verbieten Kryptowährungen, die anderen wollen sie stärker regulieren oder ihre eigenen entwickeln.
Darauf aufbauend möchten wir in einem Gespräch herausfinden, was aus der eigentlichen Idee hinter Bitcoin geworden ist. Wer verfolgt sie noch? Kann sie nach heutigem Stand überleben oder hat sie unser System schon verschluckt? Welche Zukunft hat die "Token-Ökonomie"? Und was muss passieren, damit „Kryptopia“ doch noch Wirklichkeit wird?
 
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